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Hier ein etwas ausführlicherer Bericht, über das in meinem Leben, wohl bisher größte Abenteuer, was ich je hatte:

Bereits am Samstag den 10. September machte ich (Karoline Neumüller) mich gemeinsam mit meiner Schwester Marianne auf den Weg nach Polen, genauer gesagt ins 400 km entfernte Jelenia Gora, um dort bei meinem ersten Rennen über die Langdistanz (85 km und 2600 hm) und zugleich UCI World Series Rennen an den Start zu gehen.

Nach 6 anstrengenden und Nerven-raubenden Stunden im Auto, aufgrund vieler Baustellen und dadurch resultierende Staus kamen wir endlich in der 35 Tausend Einwohner-Stadt an. Ich machte mich dann direkt auf den Weg in die Stadt um noch ein paar km der Strecke zu besichtigen. Die erste Herausforderung war jedoch gleich mal den Start zu finden. Nach dem da oben fast niemand Deutsch oder Englisch spricht, hab ich nach 45 Minuten und vielem Nachfragen mit Händen und Füßen, endlich den Rathausplatz, also den Startpunkt in der verwinkelten Stadt gefunden =)

Die ersten 15 km und letzten 10 km der Strecke besichtigte ich. Diese gingen ziemlich flach dahin in einer wunderschönen unberührten Natur. Jedoch hatte ich schon ein etwas murmeliges Gefühl - den 85 km und 2600 hm und davon 25 km flach ?? Nach der Besichtigung gings dann auf zur Startnummernausgabe und um 7 machten wir uns dann noch auf den Weg zu den einzelnen Labstationen, damit meine Schwester diese am nächsten Tag problemlos findet. Die erste und zugleich 2te fanden wir noch problemlos. Zur dritten fuhren wir dann irgendwie die ganze Zeit im Kreis und das Navi hätte uns über irgendwelche Feldwege geführt, wobei uns schon bei den Güterwegen etwas anders wurde. Dann brach auch noch die Dunkelheit ein und meine Nerven lagen völlig blank und wir brachen um 21 Uhr dann die Mission "Suche nach der 3ten Labstation ab". Um 21:30 kamen wir zurück ins Hotel. Mir war schlecht und extrem heiß von dem ganzen Stress. Alles andere als optimal für die anstehende Herausforderung. Die Verpflegungsstrategie mussten wir dann auch nochmal völlig umkrempeln =( Nur bei Labstation 1+2 und der letzten, die sich in einem größeren Dorf befand, stand meine Schwester dann bereit.

Nach einer ziemlich schlaflosen Nacht, läutete um 6 dann der Wecker. Bike nochmal checken, Getränke mischen, Trinkflaschen befüllen. Dann nochmal ausgiebig frühstücken, was gar nicht so einfach ist, wenn man so nervös ist, dass einem ganz schlecht ist. Um halb 10 machten wir und dann auf den Weg zum Zielgelände, wo eigentlich das Fahrerbreefing um 10 stattfinden hätte sollen. Dort sagten sie uns, dass dieses am Start stattfindet. Und schon war die nächste Challenge wieder geboren: "Finde den Start vom Zielgelände aus". Nichts beschildert. Ich hing mich an eine Gruppe polnischer Fahrer dran, die aber auch nur mit Hilfe des Handy-Navis zum Start fanden. Und dann gings richtig los. Fahrer Breefing, Call up und um 11 Uhr fiel dann bei ziemlich heißen Temperaturen (27 Grad) der Startschuss zu meinem ersten World Series Rennen, neben Top-Fahrerinnen, wie der Favouritin der Michalina Ziółkowska, Kathrin Stirnemann oder auch Eva Lechner.

Die ersten 15 flachen Kilometer fuhren alle Damen gemeinsam in einer Gruppe. Hier gings großteils über Radwege. In den ersten Anstiegen trennte sich dann schon die Gruppe und ich nahm das Tempo etwas heraus, da ich ja noch nie so eine lange Belastung gefahren bin, um nicht gleich zu überpowern. Die Anstiege waren extrem steil, da ist der Anstieg in Apfelsbach ein Hügerl dagegen. Diese steilen Passagen kosteten mir enorm viel Kraft, da ich ohnehin eine relativ starke Übersetzung fahre. Weiters waren die Anstiege auch großteils auf sehr schwierigem Untergrund und so wurde ich immer wieder gezwungen vom Bike abzusteigen und zu schieben. Die 2600 hm Anstieg verteilten sich im Endeffekt auf knapp 60 km.

Bei den Abfahrten sah es auch nicht viel anders aus. Das Wort technisch schwierig, wurde für mich in Polen neu definiert. Das was ich bisher bei einem Marathon an technischen Passagen gefahren bin, war ein Kindergeburtstag gegen die Trails bei diesem Marathon. Steil, viele lose Steine, Wurzeln, hohe Drops, Bachdurchfahrten, es war alles dabei. Zeit zum Ausrasten gabs keine. Ab km 15 waren gesamt noch 2 km auf Straßen zu fahren und ein paar km auf Forststraßen. Alles andere waren Trails, Trails und nochmehr Trails, welche wirklich verdammt schwer waren und die mich kennen wissen, wie ich technisch drauf bin. Leider wurden mir diese auch 2 mal zum Verhängnis, obwohl ich bergab nicht wirklich etwas riskiert hatte, da ich einfach nur ins Ziel kommen wollte und keinen Platten riskieren wollte. 

Bei km 68 hab ich dann den Ersatzschlauch den ich bei mir hatte noch hergeborgt, da mir der Mann leid tat und so musste er so kurz vor dem Ziel doch nicht aufgeben. Hab dadurch zwar noch etwas Zeit verloren, aber das war mir dann auch schon egal, Hauptsache ins Ziel kommen.

Da ich von den letzten Jahren keine Ergebnislisten fand, rechnete ich mit einer Fahrzeit von max. 5 Stunden. Dabei lag die Siegerzeit bei den Damen bei 5 h! Ich hatte es mir auch mit der Verpflegung so eingeteilt und so fuhr ich die letzten 1,5 h ziemlich im Leerlauf und bin da auch etwas eingegangen. Nach etwas über 6 h Fahrzeit kam ich dann endlich nach vielen mentalen Höhen und Tiefen ins Ziel. Das erste was ich gemacht habe, raus aus den Schuhen und da merkte ich, dass ich mich kaum bücken konnte. Naja 6 h Belastung haben eben auch ihre Auswirkungen. Ansonsten ging es mir körperlich sehr gut, ich hatte nur 2 mal kurz Krampfansätze, die hab ich aber mit etwas Salzwasser sofort wieder in den Griff bekommen.

Mit einem 10. Platz bei meinem ersten World-Series-Rennen konnte ich meine ersten Weltranglistenpunkte einfahren und mir so auch einen Tag vor meinem 20iger "meinen kleinen Traum", dass Ticket für die Mountainbike Marathon-Weltmeisterschaft nächstes Jahr, erfüllen =) Die Reise war es somit allemal wert und ich konnte auch wieder enorm viel Erfahrung sammeln und ich weis, dass da noch viel Luft nach oben ist, mit ein paar Trainingsjahren und Langstrecken mehr in den Beinen.

Ich bin sehr stolz darauf, dass ich auf dieser extrem schwierigen Strecke gefinished habe. Von 260 Startern haben 75 aufgegeben. Von 18 Damen sind 12 ins Ziel gekommen. Auch die Favouritin Michalina Ziółkowska musste aufgeben. Also das war echt der härteste Marathon den ich je erlebt habe, aber zugleich auch einer der landschaftlich schönsten in einer noch sehr unberührten Natur =)

Vielen Dank an dieser Stelle auch nochmal an meine Schwester Marianne fürs betreuen und motivieren an der Strecke, an Sport Haderer für das perfekte Material und an Masseur Josef Hofstätter, der mich immer perfekt serviciert, wenns wiedereinmal wo zwickt ;) Ohne eure Unterstützung wäre das ganze nicht so möglich gewesen.

Karo

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